Nächstes Ziel nach Tokyo: Hiroshima. Die Städte Japans lassen sich wunderbar ohne PKW bereisen, denn das Zugsystem ist engmaschig ausgebaut. Wir haben in noch keinem anderen Land ein derart gut durchdachtes, getaktetes und pünktliches ÖPNV System erlebt. Dank unseres JR Rail-Passes sind wir also mit dem Schnellzug über Shin-Kobe nach Hiroshima gefahren. Die Schnellzüge, die sogenannten Shinkansen der Zuggesellschaft Japan Railways (daher auch der Name JR Rail Pass) steuern vor allem die größeren Städte Japans an. Man kann sie mit unseren ICEs vergleichen wobei letztere langsamer und unpünktlicher sind. Beeindruckend fand ich neben dem geräumigen Platz die Tatsache, dass an jedem Sitz die Sitzplatznummer auch in Braille Schrift markiert war.
Hiroshima hatten wir uns als Ziel ausgesucht, da wir unbedingt die Gedenkstätte „Hiroshima Peace Memorial“ besuchen und einen Tagesausflug nach Miyajima unternehmen wollten.
Mit dem Ausmaß des ersten Atombombenabwurfs in der Geschichte (6. August 1945) wird man eindrücklich konfrontiert. Im Park gibt es verschiedene Mahnmale, ein Museum, eine Gedächtnishalle und die Flamme des Friedens, welche sich in der zentralen Sichtachse des Geländes befindet und erst erlischt, wenn alle Atomwaffen auf dieser Erde zerstört sind.
Besonders beeindruckend fand ich das Childrens Peace Monument. Dieses Denkmal ist allen Kindern gewidmet, die aufgrund des Atombombenabwurfs ihr Leben lassen mussten. Stellvertretend für all diese Kinder steht Sadako Sasaki. Das Mädchen überlebte den Abwurf scheinbar unbeschadet. Zehn Jahre später erkrankte sie an Leukämie. Eine japanische Legende besagt, wenn ein Mensch 1000 Papierkraniche faltet, erfüllt sich sein Wunsch. Die 12 jährige Sadako glaubte fest an diese Legende und wünschte sich, wieder gesund zu werden. Sie faltete Papierkraniche. Ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung und sie starb an ihrer Erkrankung.
Jedes Jahr kommen Millionen Menschen aus aller Welt, darunter auch viele Schulklassen, an das Kinder-Friedensdenkmal und legen ihre gefalteten Papierkraniche nieder. Der Kranich als Friedenssymbol und als Widerstand gegen Atomwaffen.
Sind die bereits erwähnten Mahnmale schon ergreifend, so wird dieser emotionale Zustand von dem Besuch des Hiroshima Peace Momorial Museums nochmal verstärkt – zumindest war das bei mir so und für unsere Kinder waren einige Fotografien und die dazugehörigen Geschichten der betroffenen Bewohner*innen ebenfalls starker Tobak. Im Feuer zerschmolzene ausgestellte Gegenstände und bewegende Interviews zum Anhören machten uns eindrücklich klar, was für ein schreckliches Verbrechen an die Menschheit hier im zweiten Weltkrieg passiert ist.
Ein weiteres eindrückliches Mahnmal ist das UNESCO Weltkulturerbe „Atomic Bomb Dome“, vorher als Präfektur-Halle für industrielle Werbung genutzt, explodierte die Bombe fast genau über dem Gebäude und alle Menschen im Innern starben. Nur einige wenige Häuser hielten dem Epizentrums des Abwurfs stand. Zu diesen gehörte die Präfektur-Halle, welche in ihrem Zustand in der Zukunft als Mahnmal dienen sollte. Beeindruckend ist auch ein Besuch in der Dunkelheit, wenn die zerstörte Fassade angestrahlt wird.
Lernen wir aus solch unfassbaren Ereignissen der Vergangenheit? Ich hoffe es sehr….
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Hiroshima ist die Burg. Ursprünglich 1589 gebaut, wurde sie durch die Auswirkungen der Atombombe komplett zerstört. 1958 begann die Stadt Teile wieder herzurichten. Auf dem Gelände gibt es kleines Museum und der Park lädt zu einem Spaziergang ein.
Von Hiroshima aus bietet es sich an einen Tagestrip nach Miyajima zu machen. Meinen Beitrag hierzu findet ihr hier.
Besonderer Tipp: Besucht in Japan ein Freibad. Wir haben das Land im Juni bereist und es war heiß und schwül und wir dachten uns, dass es eine tolle Abwechslung wäre mit den Kindern mal ins kühle Nass zu springen. Gesagt, getan, statteten wir dem Central Park Family Pool in der Nähe des Peace Memorial Parks einen Besuch ab. In jedem Fall ein Erlebnis wenn man der japanischen Sprache nicht mächtig ist…es gab gefühlt mehr Bademeister als Besucher*innen, welche jeden vermeintlich falschen Schritt unsererseits umgehend mit Trillerpfeife und Megaphon kommentierten. Ball spielen im Pool? Verboten. Gegen den Strom schwimmen? Verboten. Zu zweit gleichzeitig rutschen? Verboten. Die dummen deutschen Touristen, die sich nicht benehmen konnten ;-). Tatsächlich wussten wir das wirklich nicht aber die Kommunikation zwischen uns und den immer freundlich lächelnden Mitarbeiter*innen funktionierte auch so einwandfrei…es war ein Erlebnis der besonderen kulturellen Art, von dem wir sicherlich noch Jahre später erzählen und darüber lachen werden!
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