Unsere ersten Stunden in Japan
Langzeitreisen bedeuten immer wieder zu planen, umzuplanen und neue Ziele anzuvisieren. Unsere Route stand vor Antritt unseres Sabbaticals nicht fest. Sie entstand im Laufe der Zeit und wir orientierten uns nach unseren jeweiligen Bedürfnissen, Wünschen, Wetterlagen, der Art des Reisens und natürlich nach unserem Budget. Unsere Reisekasse wurde mit unserer letzten Station deutlich gesprengt aber ich würde behaupten, dass Japan eines unserer faszinierenden, kurioseren und „Raus aus der Komfortzone“ Länder war, welches wir 2,5 Wochen lang intensiv erleben durften. Unser Flieger landete spät abends in der Millionenmetropole Tokyo. Die späte Landung zwang uns dazu eine Nacht in der Nähe des Flughafens zu verbringen. Hier durften wir die Nachteile aber auch die Vorzüge japanischer Hotelzimmer kennenlernen. Die Zimmer sind extrem eng. Wohnraum ist in Tokyo knapp und teuer. Das spiegelt sich natürlich auch in den Hotels wieder. Es gibt nicht viel Platz zum Verstauen von Kleidung und zwischen Bett, Wand und Tür lässt der Raum meist nur das Drehen um die eigene Achse zu. Begeistert waren (und sind) wir von den WCs, an denen sich etliche Schalter befinden zum Bedienen von verschiedensten Funktionen: Vorgewärmte Klobrille? Voilá. Popo-Dusche gewünscht? Voilá. Popo-Trocknen danach? Voilá. Man muss nur noch wissen, welches japanische Schriftzeichen welche Funktion beinhaltet ;-).


Das Frühstück am nächsten Morgen gab uns schon einen Vorgeschmack auf die ungewöhnliche Kulinarik, die uns in den kommenden Wochen begleiten sollte – kleine Gefäße mit undefinierbaren Inhalten standen auf dem Buffet. Wir waren alle ganz froh, dass wir zwar Kleinigkeiten probieren konnten aber es trotzdem auch eine kontinentale Auswahl gab. Mit gefülltem Magen startet es sich einfach besser in den ersten Tag…
Mit ÖPNV durch Tokyo
Unsere Fahrt am nächsten Tag zu unserem Hotel in der City gestaltete sich abenteuerlich. Ich hatte mir zwar vorab auf verschiedenen Blogs Tipps eingeholt, aber die Bedienung der Fahrkartenautomaten (nur auf Japanisch!) schien schier unmöglich. Wir versuchten uns von Menschen live Hilfe zu holen, aber auch das war aufgrund rudimentärer Englisch-Kenntnisse seitens der Japaner, die wir ansprachen, nicht wirklich zielführend. Tatsächlich saßen wir auch erstmal in der falschen Bahn…ich gestehe, dass ich das Fahren mit dem ÖPNV während unseres gesamten Japan Aufenthaltes als die größte Herausforderung ansah. In jeder Stadt gab es ein anderes System mit anderen Gepflogenheiten. Ich werde hier nicht näher darauf eingehen, da ich am Ende dieses Beitrages auf einen Blog verweise, den ich für Reisen nach Japan als großartig erachte und absolut empfehle zur eigenen Reisevorbereitung.

Unser Hotel in Tokyo war sehr zentral gelegen. Ich würde jedem raten eine Lage zu wählen, die an einer der Haupt-U-Bahn-Linien liegt. Das vereinfacht die Erkundung der Stadt enorm, besonders wenn man nur begrenzt Zeit hat. An unserem ersten Tag erkundeten wir unsere nähere Umgebung. Und wie immer machten wir das am liebsten: zu Fuß.
Ueno Park
Unser Ziel war der Ueno Park, eine große öffentliche Parkanlage neben dem Ueno-Bahnhof. Der Park ist bekannt für seine Tempel, dem Shinobazu-Teich mit seinen Schildkröten und Lotus-Blumen und den zahlreichen Museen (Tokyo National Museum, National Museum für westliche Kunst, Tokyo Metropolitan Art Museum und das National Science Museum). Außerdem befindet sich hier auch der Ueno Zoo, Japans erster zoologischer Garten. Der Park ist einer der beliebtesten Orte der Stadt, um Ende März/Anfang April die Kirschblüten zu sehen. Mehr als 1000 Kirschbäume säumen die Wege.







Tokyo besitzt eine Fülle von Museen. Wir beschränkten uns im Ueno-Park auf das Tokyo National Museum, welches die weltgrößte Sammlung japanischer Kunst beherbergt. Von antiker Keramik, Buddhistischen Skulpturen, Samurai Schwertern bis hin zu farbenfrohen Kimonos.




Origami-Kaikan
Um in die Kunst des Origamis einzutauchen, bietet sich das mehrstöckige Gebäude Origami-Kaikan an. Hier kann man Origami-Ausstellungen betrachten, Origami im Laden kaufen, die Origami-Herstellung beobachten oder an Origami-Kursen teilnehmen. Mehrmals am Tag zeigt der Chef des des Hauses seine Faltkünste. Wir hatten das große Glück spontan von einer Kundin in das Falten des wohl berühmtesten Origami-Werkes eingewiesen zu werden – dem Kranich. Die ältere Dame schenkte unseren Kindern danach eines ihrer gerade eingekauften Papierpäckchen. Diese kurzweilige Begegnung beeindruckte uns nachhaltig – wie man mit einer fremden Person mit Händen und Füßen kommunizieren und die eigene Kultur auf wunderbare Weise näher bringen kann. Der Eintritt in das Origami-Kaikan ist im Übrigen kostenfrei.




Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zum Hauptbahnhof Tokyos. Hier entwerteten wir unseren zuvor in Malaysia gekauften JR Rail Pass, welcher uns die nächsten 14 Tage zu einem Pauschalpreis durch Tokyo und noch weitere Gegenden von Japan bringen sollte. Ausführlicher und immer aktuell gehaltene Infos zu den Ticketmöglichkeiten für ausländische Touristen findet Ihr hier.
Intermediatheque
Direkt in der Nähe des Bahnhofs befindet sich die Intermediatheque – ein Museum, welches von der Japan Post. und der Universität Tokio (UMUT) gemeinsam betrieben wird. Es befindet sich im zweiten und dritten Stock des ehemaligen Hauptpostgebäudes von Tokyo und präsentiert akademische und kulturelle Exponate, die seit 1877 von der Uni gesammelt werden – Gegenstände der Handwerkskunst, präparierte Tiere, ein großes Dinosaurierskelett uvm.



Tokyo International Forum
In Tokyo kann man sich nicht satt sehen an dem Kontrast antiker und moderner Architektur. Das Tokyo International Forum, entworfen von Rafael Vinoly, beherbergt unter seiner Glas-Stahl-Fassade ein Kongress- und Kulturzentrum mit diversen Veranstaltungshallen und einer riesigen Vorhalle. Der östliche Teil des Gebäudes sieht aus wie ein Glasschiff. Es lohnt sich hoch zu fahren und die Halle von oben wirken zu lassen.



Ginza-Viertel
Als nächstes stand ein Abstecher in das Ginza-Viertel mit seinen Einkaufszentren, Cafés, Galerien und Luxus-Boutiquen auf unserem Programm. Das Viertel gilt als teures Pflaster – über 70.000 € kostet ein Quadratmeter. Besonders angetan hat uns das Geschäft Itoya für Schreibwaren und Bürobedarf. Es erstreckt sich über 12 !!! Etagen und auf jeder Etage gibt es Besonderheiten zu entdecken.
Da wir an einem Wochenende im Ginza-Viertel umherliefen, konnten wir die Straße Chou Dori ohne Autos genießen. Denn dann ist sie für den Verkehr gesperrt und verwandelt sich in eine Fußgängerzone.




Kaiserliche Parkanlage
Letzte Station unseres Tages war ein Spaziergang durch die kaiserliche Parkanlage. Der heutige Kaiserpalast befindet sich im Zentrum von Tokio auf dem Gelände der alten Edo-Burg, die von dem Tokugawa Shogun regiert wurde. Der größte Anteil des Geländes ist nicht öffentlich zugänglich, da hier die Kaiser-Familie lebt, aber es werden Touren angeboten, die einen kleinen Einblick in das Innere gewähren. Buchungen lassen sich hier online vornehmen.
Von der ehemaligen Edo Burg kann man noch die Wassergräben, Wächterhäuser, Parks und massive Steinwände entdecken.



Odaiba
Ein absolutes Must-See ist der Besuch des Mori Digital Art Museum in Tokyos Stadtteil Odaiba. Hier gibt es einen extra Beitrag zu diesem großartigen digitalen Kunstmuseum.
In Kombination mit dem Museum lässt sich Odaiba wunderbar entdecken. Es macht einfach Spaß drauf los zu laufen und die Umgebung dieser künstlich angelegten Insel in der Tokyo Bucht auf sich wirken zu lassen. Im Prinzip ist diese Gegend ein einziges Vergnügungsviertel mit zahlreichen Attraktionen. Die Yurikamome Linie fährt vom Zentrum der Stadt einmal rund um Odaiba. Alleine diese Fahrt lohnt schon den Ausflug, fährt die Bahn durch Wolkenkratzer und man bekommt einen guten Eindruck über die Ausmaße dieser Millionenmetropole.
Am Odaiba Beach lässt man zum Ausklingen des Tages die Seele baumeln…und entspannt die wundgelaufenen Füße ;-).








Shibuya und Harakuja
Einen weiteren Tag verbrachten wir in Shibuya und Harakuja. Von der Bahnstation Shibuya sind es nur ein paar Meter bis zur Hachiko Statue. Hachiko ist ein Akita Hund, welcher jeden Tag zum Bahnhof kam, um hier nach der Arbeit sein Herrchen, einen Professor, abzuholen. Der Professor starb 1925 aber Hachiko kam trotzdem weiter jeden Tag bis zu seinem eigenen Tod 10 Jahre später. Die Geschichte entwickelte sich zu einer Legende und eine kleine Statue wurde zur Erinnerung aufgestellt.
Direkt um die Ecke liegt die berühmte Shibuya Straßen-Kreuzung. Man sagt, dass es die geschäftigste Kreuzung der Welt (zumindest Japans) ist. Immer wenn die Ampel auf grün springt, kreuzen bis zu 1.000 Menschen gleichzeitig die Straßen. Besonders gut beobachten lässt sich das Spektakel von der ersten Etage aus des angrenzenden Starbuck Cafés. Ein einziges Gewusel in alle Himmelsrichtungen.

Das Harakuja Viertel hat es uns angetan, weil es einen Blick gewährt auf die Subkultur Tokyos. Street Fashion, zeitgenössische Kunst und Architektur und speziell gekleidete Junge Menschen, die sich in den Straßen tummeln. Die Takeshita-dori Straße eignet sich für Impressionen ganz hervorragend. Einen Abstecher lohnt auch das Design Festa, ein altes Gebäude wo sich kleine Ateliers und Studios unter einem Dach zusammen gefunden haben. Nicht selten sind auch die Künstler*innen selbst anzutreffen. Junge Menschen, die sich der „Do it yourself“ Szene verschrieben haben.





Fazit: Tokyo ist eine unglaublich faszinierende Stadt, die es verdient besucht zu werden. Du kannst hier locker Wochen verbringen ohne dass dir langweilig wird. Unzählige Sehenswürdigkeiten, Einblicke in die japanische Geschichte, Kultur und Kulinarik sowie der Kontrast von Vergangenheit und Moderne machen diese Metropole so einzigartig.
An dieser Stelle füge ich noch ein paar Bilder und Kuriositäten ein, die uns während unserer Tage in Tokyo über den Weg gelaufen sind…









Den Japan-Reise-Blog von Tessa, dem Wanderweib, kann ich sehr ans Herz legen. Er bietet Informationen in Hülle und Fülle…
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