Um dem Gewusel der Großstadt Tokyo auch mal einen Tag lang zu entgehen, bietet sich eine Fahrt ins Grüne an – eine Tageswanderung bei Kamakura. Für mich persönlich war diese Wanderung eine meiner Japan-Highlights. Die Mischung aus Wandern, Natur, Garten- und Tempelbesichtigungen bis hin zu Strandfeeling am Schluss ist einfach grandios.
Startpunkt der Tour ist der Bahnhof Kita-Kamakura. Ein paar Straßenzüge weiter befindet sich Tempel Nr. 1: Engaku-ji. Einer der fünf größten Zen Tempel Kamakuras und errichtet im Jahr 1282. Hier beteten Mönche für die Soldaten, welche während der Verteidigung Japans gegen den Kublai Klan (Mongolen) ihr Leben verloren haben.
Einige der Gebäude wurden im Laufe der Zeit durch Naturkatastrophen zerstört aber wieder aufgebaut, wie das Hauptgebäude Butsuden.
An einem Teich vorbei läuft man bergauf zum Mausoleum Kaikibyo von Hōjō Tokimune, welches 1811 gebaut worden ist. Hōjō Tokimune war im Übrigen Anführer des Kamakura-Shogunates und für die Abwehr der beiden Mongoleninvasionen verantwortlich. Durch ihn verbreitete sich der Zen-Buddhismus in Kamakura und später in ganz Japan.
Steigt man noch weiter nach oben eine Treppe hinauf, gelangt man zum Grabmal, das dem Abt Muso Kokushi gewidmet ist. Hier ist das Ende der Tempelanlage, die sehr weitläufig ist. Wir gehen wieder zurück zur Straße und weiter in Richtung des nächsten Tempels.
Quasi fast direkt gegenüber des Engaku-ji liegt der Tempel Tokei-ji, welcher als Zufluchtsort von Frauen diente. Eine Frau galt damals als offiziell geschieden, wenn sie drei Jahre als Nonne im Tempel gelebt hat. Heutzutage leben hier keine Nonnen mehr.
Folgt man der Bahnlinie weiter gelangt man zum Jochi-ji. Dieser Tempel gehört mit zu den fünf größeren Zen Tempeln. Einst eine riesige Anlage, geht es dort heutzutage ruhig und beschaulich zu. In einer Höhle steht eine Figur aus Stein, dessen Bauch streicheln Glück bringen soll …
Verlässt man die Tempelanlage läuft man rechter Hand auf einer Straße, welche in einem Waldpfad endet. Diesem folgt man und gelangt zum Schrein Kuzuharagaoka. Auf dem Gelände gibt es Tische und Bänke, an denen man sein Picknick verspeisen kann. Ein kleiner Verkaufsstand offeriert außerdem Getränke. Am Schrein selbst hängen Herzen und Stäbchen aus Holz, auf die man gute Wünsche für seine Lieben schreiben und sie in seine Gebete einschließen kann.
Weiter geht die Tour und der Weg kreuzt den Zeniarai Benten Schrein. Menschen besuchen ihn, um ihr Geld in der Quelle zu waschen. Man sagt, dass das gewaschene Geld dem Besitzer Glück bringt …das probieren wir natürlich auch aus :-).
Zum Sasuke-Inari Schrein gelangt man durch eine kleine Siedlung. Der Weg entlang des Schreins ist gesäumt mit roten Toren und tausenden kleinen Füchsen. Inari ist im japanischen Shintō der Gott bzw. die Göttin der Fruchtbarkeit, des Reises und der Füchse, für den es in den meisten Orten Japans einen Schrein gibt. Der Hauptschrein ist in diesem Fall der berühmte Fushimi-Inari-Schrein bei Kyoto.
Letzte Station auf dem Weg zum Meer ist Kamakuras berühmteste Sehenswürdigkeit, eine 11.4 m hohe Buddha-Statue (Daibutsu) aus Bronze, die 1252 errichtet wurde. Eigentlich stand sie mal einer großen Halle, welche jedoch aufgrund eines Tsunamis zerstört wurde. Jetzt steht die Statue im Freien und besticht vor allem durch ihre Größe.
Von der Buddha-Statue aus gehen wir eine Nebenstraße bis runter zum Yuigahama Strand. Cafés säumen den Weg und im Sommer ist der Strand, auch aufgrund der Nähe zu Tokyo, bei den Einheimischen sehr beliebt. Für uns bedeutet der Abstecher einen Blick auf das Meer zu erhaschen. Wobei die Straßenschilder auch ein bedrückendes Gefühl hinterlassen, weisen sie uns doch darauf hin, dass Japan in der Gefahrenzone von Tsunamis liegt.
Startpunkt: Bahnhof Kita-Kamakura
Endpunkt: Bahnhof Hase
Am praktischsten kommst du mit der Yokosuka Linie vom Tokyo Bahnhof zum Kita-Kamakura Bahnhof. Du kannst hierfür auch Deinen Japan Rail-Pass benutzen. Die Fahrt mit dem Zug dauert ca. eine Stunde. Die Wanderstrecke selbst ist etwa 6 km lang. Da wir viele und ausgedehnte Zwischenstopps an den Tempeln eingelegt haben, kann ich nicht wirklich sagen, wie lange die Wanderung ohne Pausen gedauert hätte.
Eintritt: Bei einigen der Tempel musst du Eintritt bezahlen. Dieser bewegt sich zwischen 100 Yen für Kinder und 300 Yen für Erwachsene.
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